Mit ArbeiterKind.de durch die Jahre

Dieses Jahr hat ArbeiterKind.de den 10. Geburtstag gefeiert – was ein Jubiläum! Hätte das irgendwer gedacht, als die Website startete? Hätte ich das gedacht, als ich über den Artikel der ersten Bochumer Mentorin in der Zeitschrift des Studentenwerks gestolpert bin?

ArbeiterKind.de ist für mich mittlerweile so viel mehr, als ich mir  je hätte ausmalen können. Durch ArbeiterKind.de habe ich Hilfe und eine Gemeinschaft gefunden, als ich mich im Studium allein gefühlt habe, ich habe andere Teile Deutschlands besucht, an einem Bildungskongress im Ausland teilgenommen, fantastische Freunde gefunden, viele Leute mit ähnlichen Problemen und Sorgen unterstützt und und und. Das ist nur ein Auszug, denn je länger ich darüber nachdenke, desto mehr fällt mir ein, so viele Dinge, die nicht passiert wären, wenn ich ArbeiterKind.de nicht gefunden hätte. Ein paar Erfahrungen waren nicht ganz so schön, da will ich nicht lügen – aber das Positive überwiegt das Negative bei Weitem!

Aber warum schreibe ich jetzt hier, außer um mitzuteilen, dass ArbeiterKind.de toll ist (was ihr natürlich wisst, sonst wärt ihr jetzt nicht auf dieser Seite)?  Wenn ArbeiterKind.de einen Geburtstag feiert, kann man ca 1 Jahr abziehen und hat den Geburtstag der Bochumer Gruppe. Das Verrückte daran ist: ich, Christin, war bereits vor 9 Jahren dabei! Auch aufgeschrieben kann ich es kaum glauben. Das bringt mich jetzt aber in die tolle Situation über so viele verschiedene Möglichkeiten bei ArbeiterKind.de mitzuwirken zuschreiben – weil ich es selbst gemacht habe. Viele neue MentorInnen oder Interessenten fragen sich, ob und wenn ja wie sie mit ihrer beschränkten Zeit mitwirken können. So individuell wie wir sind, so unterschiedlich kann die Mitarbeit aussehen, aber ich dachte mir, es ist leichter, sich die eigene Mitarbeit vorstellen, wenn man ein Beispiel hat. Ein bisschen „Arbeiterkind.de Bochum Geschichte“ müsst ihr aber trotzdem ertragen, denn ohne Kontext kommen wir hier nicht so weit.

 

Vor ca 9 Jahren stolperte ich also über den oben genannten Beitrag, schrieb eine Email an die erste Mentorin in Bochum, deren Mailadresse ich auf der ursprünglichen Seite gefunden hatte, und wir vereinbarten ein erstes Treffen. Nach diesen Treffen ging ich hochmotiviert nach Hause mit dem Wissen anderen Leuten geht es wie mir und war erst Mal zufrieden. Ich meldete mich im damaligen „Netzwerk“ an und das wars vorerst. Kurze Zeit später fanden sich dort mehr Leute und es gab ein erstes Treffen in einem Bochumer Cafe. Ein paar Wochen später gab es ein weiteres Treffen, mit gering veränderter Besetzung, aber außer mir gab es noch ein paar bekannte Gesichter vom ersten Treffen – das war der Start unserer Gruppe(auch wenn das damals noch keiner wusste)!

Über das Prüfungscoaching der Studienberatung, das in der OASE der Ruhruni stattfand, lernte ich a) die Räumlichkeiten kennen und fragte b) die Studienberaterin, ob wir uns vielleicht gelegentlich dort treffen könnten. „Weißt du was? Ihr könnt euch jede Woche hier treffen!“ (paraphrasiert) und plötzlich saß ich ein Mal die Woche in der OASE und wartete puttygen ssh , ob Leute kamen. Alle 4 Wochen kamen andere Mentoren dazu und wir überlegten, wie wir SchülerInnen und StudentInnen erreichen können. Nach einem Semester alleine Mittwochs in der OASE sitzen und lernen, beschlossen wir, nur noch unser monatliches Treffen beizubehalten und auch Ratsuchende in diesem Kontext zu treffen – ein Konzept und Tag, der bis heute Bestand hat.

Nun weiß jeder, wie unsere Gruppe startete. Diese Website, auf der ihr das hier lest, ist ähnlichen Zufällen geschuldet. Auch wenn ich meine Wahlheimat liebe, wollte ich auch etwas für meine Heimatstadt Gelsenkirchen tun und habe meine allererste Schulveranstaltung an meiner alten Schule durchgeführt. Mit dabei: Sabine, eigentlich in der Gruppe Essen engagiert, hatte aber in Gelsenkirchen studiert und darüber entstand der Kontakt. Als sie mich dann fragte, ob wir nicht auch so eine Website wie die Duisburg-Essener Gruppe haben möchten, um uns als Gruppe vorzustellen, sagte ich natürlich (nach Absprache mit den Bochumern) „Ja!“ und so ging dann am 29. Dezember 2010 um 15:14 Uhr diese unsere Website online.

(meine erste Schulveranstaltung an meiner alten Schule)

Wieder über mehrere Ecken und Kontakte bekam die Gruppe den Draht zu den Stadtwerken Bochum, die unsere Infomaterialien über ihre bestehenden Kontakte an die lokalen Schulen schickte und uns so unsere erste Bochum-eigene Schulveranstaltung verschaffte:

Schulveranstaltung Heinrich von Kleist Schule

Unter anderem über diese Veranstaltung, aber auch uns als Gruppe wurde in der lokalen Presse berichtet, sodass plötzlich mehr und mehr Leute auf uns zukamen und sich Veranstaltungen wünschten.

Erste Treffen, erste Stammtische, erste Schulveranstaltungen, erste Website und ich war immer dabei. Dadurch dass ich den Kontakt zur OASE gefunden und die Website verwaltet habe, fielen mir zufällig auch andere Aufgaben zu. Ich moderierte die Treffen, verwaltete die Emails und Website, behielt den Überblick über mögliche Veranstaltungen und andere Anfragen, wo ich es zeitlich einrichten konnte, half ich bei Schulveranstaltungen, Infoständen und allem was so anfiel – schleichend und mir unbewusst war ich zur Gruppenleitung geworden. Fun Fact am Rande: in all der Zeit habe ich – mit Ausnahme meiner eigenen Schule – keine einzige Schule angeschrieben und versucht einen Kontakt aufzubauen.

Als die Landesregierung verkündete ein ArbeiterKind.de Büro in Essen zu finanzieren, war ich bei der Pressekonferenz mit unserer damaligen Wissenschaftsministerin Schulze im Düsseldorfer Landtag dabei. So viel zu Dingen, die mir sonst nie passiert wären!

Es war ein Segen als unsere NRW-Koordinatorin Cara zu uns stieß, denn unsere Gruppe veränderte und wandelte sich stetig und manchmal konnten (und können) wir unsere Veranstaltungen selbst nicht abdecken. Manchmal reichten die Stühle im kleinen Raum, den wir in der OASE hatten, nicht, manchmal saß man allein da. Ein gutes Beispiel dafür, dass man beim Ehrenamt eben tut was man kann, aber wenn man nicht kann, ist das eben so.

Dann kam das erste große Jubiläumsjahr 2013: ArbeiterKind.de wurde 5! Das mittlerweile zweite Basismentorentraining in Bochum und das viel größere, bedeutendere NRW-Treffen/Geburtstagsfeier fand hier statt. An beidem habe ich in unterschiedlichem Ausmaß an der Organisation mitgewirkt und beides hat unfassbar viel Spaß gemacht.

Nichtsdestotrotz stand für mich persönlich etwas Größeres an: ich ging 3 Monate ins Ausland. In Retrospektive denke ich, dass auch die konstante Ermutigung durch die Gruppe und ArbeiterKind.de allgemein mir die Perspektive aufgezeigt hat, dass ich ins Ausland gehen kann. Seit jeher wollte ich Reisen, hatte aber nie die Unmengen an Geld, die ich für notwendig hielt, und dachte, es ist einfach nicht in den Karten für mich. War es aber doch! Erst besuchte ich mit einer Gruppe von Mentoren und hauptamtlichen Mitarbeitern die EAN Konferenz in Straßburg, finanziert von dem ersten Stipendium, das ich je erhalten habe. Im Sommer, drei Tage nach meiner letzten Klausur, setzte ich mich in den Flieger nach Japan und war drei Monate weg aus Deutschland und weg von ArbeiterKind.de. Die ganzen Aufgaben, die vorher bei mir gelegen hatten, wurden an andere Leute verteilt und ich genoß meine Zeit im Ausland mit der gelegentlichen fachspezifischen Emailanfrage zu meinem Studienfach.

Zurück in Deutschland änderte sich einiges in meinem Leben und Studium – auch wenn ich länger studiert habe als die Regelstudienzeit es diktiert, näherte sich das Ende des Studienalltags. Am Ende des Medizinstudiums steht das „Praktische Jahr (PJ)“, in dem man zwar noch Student ist, aber bereits im Krankenhaus arbeitet. Wie im Großteil meines Studiums hatte ich auch neben dem PJ noch einen Nebenjob, sodass bedingt durch Doppel-Arbeitszeiten und generellen Zeitmangel mein sichtbares Mitwirken bei Veranstaltungen zurück ging. Zu den Treffen ging ich ähnlich zu Wochenendveranstaltungen, wenn die Zeit es zu ließ; nach wie vor verwaltete ich die Website, Facebook und beantwortete die gelegentliche Email.

Zusätzlich zum Studienabschluss und der Frage, welches Fachgebiet ich wähle, wo ich wohnen soll, wie ich finanziell die Zeit überbrücke während ich mich erstmal vom Prüfungsstress erhole, kam eine schwere Krankheit in der Familie. Zusammen Umzug- und Bewerbungsstress war meine Zeit aufgebraucht, ich war zwar hier in Bochum, aber für ArbeiterKind.de konnte ich keine Kapazitäten mehr erübrigen. Dann kam mein neuer Job, die erste Stelle in dem Beruf, auf den ich solange hin gearbeitet hatte, und ich war so eingenommen vom Stress (größtenteils hausgemacht) und der Angst, man würde nun doch feststellen, was für ein Hochstapler ich bin, dass ich auch hier kaum Möglichkeiten sah, Zeit für ArbeiterKind.de zu erübrigen.

Aber irgendwann, als sich langsam alles setzte, zu mir durchgesickert war, dass ich jetzt Ärztin bin und das auch richtig so ist, ereilte mich der Ruf wieder. Seit es unser jetziges Netzwerk gibt, war ich dort angemeldet und habe dadurch immer mitbekommen, was es an Veranstaltungen und Aktionen gibt. Nun gab es etwas Neues, das mich ganz neu angesprochen hat: eine Veranstaltung zum Berufseinstieg. Ich hatte jetzt einen Beruf und konnte ganz neue Dinge beitragen, Leuten auf ganz andere Art und Weise helfen. Plötzlich war ich wieder im Boot und so begeistert wie eh und je, besuchte wieder Treffen sofern ich Zeit hatte und ganz, ganz selten auch mal wieder zu Veranstaltungen.

Heute sind wir bei 10 Jahren ArbeiterKind.de, 9 Jahren Bochumer Ortsgruppe, 9 Jahren meiner Mitarbeit auf unterschiedliche Weise. Die gesamte Zeit habe ich immer Ratsuchenden bei Fragen zum Medizinstudium geholfen, sei es per Email, Telefon, durch einen unerwartet erfolgreichen Blogeintrag oder persönlich – das ist bis heute die einzige Konstante meines Engagements hier. Ich war bei Schulveranstaltungen, Workshops, Trainings, Infoständen, bei Kooperationsgesprächen, in der Zeitung, im Radio, im Fernsehen, ich habe die Gruppe geleitet, interne Veranstaltungen mitorganisiert, Website, Emails, Facebook, Netzwerk betreut oder auch gar nichts gemacht. Jede/r macht so viel, wie man kann – wie alles im Leben, kann sich auch das ändern. Aber jede Art von Mitarbeit ist hilfreich und wertvoll – trotz all der Fluktuationen und Veränderungen über die Jahre fühle ich mich so willkommen und integriert in dieser Gemeinschaft wie am ersten Tag.

 

Ein Blogeintrag von Christin. Solltet Ihr Fragen oder Anregungen haben, zögert nicht zu schreiben!

 

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